Druck auf Bundesregierung wächst – Blutspenden für homosexuelle erlauben?
Schon seit einigen Wochen erhöht sich der Druck auf die Bundesregierung. Immer mehr Menschen sind offenbar der Ansicht, dass das Blutspendeverbot für schwule Männer nicht mehr zeitgemäß ist. Nun hat die Diskussion eine neue Ebene erreicht. Unter anderem haben sich auch Microsoft und IKEA eingeschaltet.
Sie und elf weitere Unternehmen wandten sich in einem offenen Brief kürzlich an die Bundesregierung, um zu befürworten, dass – auch in Zeiten der Coronakrise – Blut von schwulen bzw. bisexuellen Männern gespendet werden darf.
Aktuell gilt, dass schwule/ bisexuelle Männer nur dann Blut spenden dürfen, wenn sie zuvor mindestens ein Jahr lang keinen Sex mit anderen Männern hatten. Die LBGTQ Szene fühlt sich durch die aktuelle Gesetzgebung diskriminiert.
Teilweise deutliche Unterschiede im internationalen Vergleich
Vorgegebene Zeitspannen zwischen der Blutspende und dem letzten Geschlechtsverkehr schwuler bzw. bisexueller Männer stellen keine Seltenheit dar. Dennoch geht jedes Land anders mit der Kombination „schwul“ und „Blutspende“ um. Während Länder wie Spanien und Italien die LGBTQ Szene nicht anders behandelt als heterosexuelle Menschen, muss beispielsweise in Kanada eine Frist von drei Monaten, in Taiwan sogar fünf Jahre abgewartet werden.
Durch die aktuelle Corona Situation könnte sich jedoch auch der Bedarf an Blutspenden verändern und entsprechend erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es hier zu einer neuen Gesetzgebung kommen könnte, ist aktuell hoch.
FDP möchte das Ende der Blutspende-Verbote für Schwule und Bisexuelle
Wie bereits erwähnt, waren die Diskussionen rund um das Verbot für Blutspenden für Schwule und Bisexuelle selten aktueller als heutzutage. Vor allem die FDP spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Sie vertritt die Ansicht, dass nicht die sexuelle Orientierung eines Menschen ausschlaggebend für ein etwaiges Verbot, sondern vielmehr das individuelle Verhalten aussagekräftig sei.
Oder anders: das Risiko eines Schwulen bzw. Bisexuellen Krankheiten über das Blut zu übertragen, steigt natürlich mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern.
Die USA als gutes Beispiel?
Die aktuelle Corona-Krise zeigt auf beeindruckende Weise, wie schnell bestehende Vorgaben bzw. Gesetze offensichtlich im Notfall geändert werden können.
Denn: auch in den USA galt bis vor Kurzem eine Frist von 12 Monaten. Diese wurde nun ausgehebelt. Aktuell müssen Schwule und Bisexuelle Blutspender „nur“ noch drei Monate warten. Die aktualisierte Regelung war damit ein wichtiger Schritt und stellt mit Sicherheit auf die zeitgemäßere Variante dar.
Besonders interessant: bis zum Jahr 2015 war es schwulen Männern in den USA per se verboten, ihr Blut zu spenden. Dementsprechend könnte bereits der „Sprung“ auf die 12 Monatsspanne als echte „Zäsur“ angesehen werden.
Der Grund hinter dem Blutspendeverbot: wieso wird es Homosexuellen erschwert, Blut zu spenden?
Auch wenn Blutspenden in den unterschiedlichsten medizinischen Bereichen gebraucht werden, zeigen sich viele Menschen skeptisch, wenn es darum geht, das Blut von Homosexuellen anzunehmen. Dies lässt sich mit der hohen HIV-Ansteckungsrate in den 1980er Jahren begründen. Diese bewirkte, dass das komplette Blutspendeverbot für Gays in zahlreichen Ländern eingeführt wurde.
Die Erfolge im Kampf gegen Aids hatten jedoch zur Folge, dass besagte Verbote in vielen Fällen gelockert wurden. Vor allem eine überzeugende Aufklärungsarbeit, optimierte Bluttests und Medikamente haben dafür gesorgt, dass hier vielerorts nun deutlich weniger diskriminiert wird, als noch vor einigen Jahren.
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