Zum 30-jährigen Todestag von Walter Sedlmayr
Er war homosexuell. In einer Zeit, in der sich „das jedoch nicht gehörte“, wurde hierüber wenig bis gar nicht gesprochen. Stattdessen liebten die Menschen das einwandfreie Image, das sie mit Walter Sedlmayr verbinden könnten. Seine Karriere nahm vor allem in den 1970er Jahren Fahrt auf. 1990 wurde er ermordet.
Bis zu seinem Tod und auch noch weit darüber hinaus fiel es vielen Zuschauern schwer, einzusehen, dass Walter Sedlmayrs Welt nicht so bürgerlich bzw. konservativ war, wie es oft den Anschein hatte.
Ein schwuler Schauspieler in den 1970er Jahren?
Sedlmayr wurde dem breiteren Publikum vor allem aufgrund seiner Rollen im „Tatort“ und im „Millionenbauer“ bekannt. Manchmal hatte man den Eindruck, er wolle sich vom Image des klassischen Schauspielers lösen. Wie glücklich (oder unglücklich) er mit seinem Image und dem, was die Zuschauer von ihm erwarteten, tatsächlich war, wusste sicherlich nur er allein.
Auch der Druck, der aufgrund seiner Homosexualität auf ihm lastete, dürfte immens gewesen sein. Immerhin waren öffentliche Coming Outs, wie sie beispielsweise heute oft bewundert werden, damals definitiv noch nicht die Regel. Ein „Ja, ich bin schwul!“ hätte das Ende seiner Karriere bedeuten können.
Innerhalb der Szene war seine Homosexualität jedoch ein offenes Geheimnis.
Journalisten berichten – Sedlmayrs Homosexualität im Fokus der Öffentlichkeit
Walter Sedlmayr wurde brutal ermordet. Was jedoch auffällt ist, dass nach seinem Tod vor allem seine Homosexualität in der Presse thematisiert wird. Fast schien es, als hätte die Öffentlichkeit gewartet, bis er selbst hierzu nicht mehr Stellung beziehen konnte.
Parallel dazu zeigten sich viele Fans geschockt. Immerhin passte ein schwuler Schauspieler aus Bayern nicht in ihr Weltbild.
Der Versuch, den Mord letztendlich aufzuklären, erinnert dann wiederum jedoch tatsächlich an einen echten Krimi. So wurden am Ende Sedlmayrs Geschäftspartner verurteilt. Beide gaben jedoch immer wieder an, unschuldig zu sein. Letztendlich sprachen die Beweise dann jedoch gegen die Theorie, dass der Schauspieler möglicherweise von Strichern ermordet worden sein könnte.
Die Untersuchungen, die in diesem Zusammenhang stattfanden, stellten eine Art Wendepunkt in der bayerischen Kriminalgeschichte dar. Es wurde extrem umfangreich und in alle Richtungen geforscht. Wahrscheinlich auch deswegen, weil das Interesse an der Aufklärung des Falls seitens der Öffentlichkeit extrem hoch war.
Ein schrecklicher Mord und eine ernüchternde Feststellung
Der Mord an Walter Sedlmayr war schrecklich, grausam und eine Tat voller Hass. Dennoch schien der Schock über die Homosexualität des Schauspielers bei vielen Münchnern tiefer zu sitzen als die Bestürzung über die Tat an sich.
Dieser Aspekt liefert ein erschreckendes Bild darüber, mit welchen Herausforderungen schwule sich im Laufe der 1970er Jahre auseinandersetzen mussten.
Wer nun denkt, dass sich die Zeiten in dieser Hinsicht verändert haben, könnte sich irren. Vor allem im Sportbereich gibt es immer wieder homosexuelle Athleten, die es nicht wagen, öffentlich zu ihren Neigungen zu stehen.
Auch wenn sich die Skepsis gegenüber Schwulen und Lesben dementsprechend heutzutage auf einer anderen Ebene abspielt, dürften sich auch heute noch Künstler und Sportler mit der Gefühlswelt Sedlmayrs identifizieren können.
30 Jahre nach seinem Tod bleibt der charismatische Schauspieler unvergessen. Serien und Filme zeigen ihn so, wie seine Fans ihn mochten. Manchmal lustig, manchmal ernst, aber immer bürgerlich. Bleibt zu hoffen, dass Walter Sedlmayr sein Leben – rückblickend betrachtet – trotz all der Umstände als „glücklich“ beschreiben würde.
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