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Niederländische Regierung entschädigt die Opfer von Zwangs-Operationen

Niederlande entschädigt die Opfer der Zwangssterilisation

Die niederländische Regierung hat sich kürzlich bei transsexuellen Menschen entschuldigt, die in der Vergangenheit zwangssterilisiert wurden.

Den Hintergrund hierfür bildet ein Gesetz aus den 1980er Jahren, das Transsexuelle dazu zwang, diesen Schritt zu gehen, wenn sie wollten, dass ihre sexuelle Ausrichtung anerkannt wurde. Die Betroffenen konnten dementsprechend nur rechtliche Anerkennung gewinnen, indem sie die entsprechenden Auflagen erfüllten.

Neben der erwähnten Sterilisation musste auch ein psychologisches Gutachten erstellt werden.

Wie sollen die Opfer entschädigt werden?

Besonders interessant: obwohl sich die Stellung von Queers im Land im Laufe der letzten Jahre deutlich verbessert hat, wurde das Gesetz erst 2014 komplett abgeschafft. Aber: hiervon profitieren die Menschen, die sich damals tatsächlich einer Operation unterziehen mussten, zumindest körperlich, nicht mehr. Nun sollen sie mit je 5.000 Euro entschädigt werden.

In psychologischer Hinsicht spielt jedoch nicht nur der finanzielle Faktor, sondern auch die hiermit verbundene Entschuldigung eine wichtige Rolle.

Immerhin handelt es sich hierbei um ein – wenn auch verspätetes – Schuldeingeständnis und einen Beweis dafür, dass die aktuelle Regierung in den Niederlanden zumindest versucht, das Geschehene wiedergutzumachen – auch wenn dies natürlich aus vielerlei Gründen nie zu 100 Prozent gelingen wird.

Zur Lage in Deutschland

Die Niederlande waren mit ihrer Auffassung rund um Zwangssterilisationen für transsexuelle Menschen nicht allein. Auch in Deutschland war man über einen langen Zeitraum hinweg der Meinung, dass sich Menschen, die im falschen Körper geboren wurden, einer Operation unterziehen müssen, damit eine Personenstandsänderung im Ausweis vorgenommen werden konnte.

So mussten sich die Menschen auch hierzulande noch bis zum Jahr 2011 zwangsweise sterilisieren lassen, wenn sie auf dem Papier anerkannt werden wollten.

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Dass es als besonders wichtig empfunden wurde, vor dem Gesetz als „Mann“ bzw. „Frau“ anerkannt zu werden, zeigt ein Blick auf die Statistik. So ließen sich in der Zeit zwischen 1981 und 2011 circa 10.000 Betroffene auf eine solche Operation ein.

Schlussendlich erklärte das Bundesverfassungsgericht Geschlechtsangleichungen dieser Art als rechtswidrig, da sie gegen das Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung bzw. körperliche Unversehrtheit verstießen.

Wie ist die Lage der Transsexuelle in Europa?

Mit Hinblick auf Zwangssterilisationen und die Frage, ob sie transsexuelle Menschen einer OP unterziehen müssen, um rechtlich bzw. auf dem Papier anerkannt zu werden, hat sich im Laufe der Zeit viel getan.

Unter anderem haben sich mittlerweile auch Griechenland, Slowenien, Litauen, die Schweiz und Russland gegen diese Vorgabe entschieden und es so vielen Menschen ermöglicht, frei über ihre Geschlechtsidentität zu entscheiden. Operationen oder Tests gehören in diesen (und in einigen weiteren) Ländern der Vergangenheit an.

Als besonderer Vorreiter mit Hinblick auf Geschlechtsanpassungen und Transsexualität gilt vor allem Malta. Hier wurde entschieden, den Betroffenen ein geschlechtsneutrales „X“ in internationalen Ausweispapieren anzubieten.

Die Lage in Dänemark hat sich in eine ähnliche Richtung entwickelt. Hier ist das besagte „X“ sogar im Pass erlaubt.

Welche Folge haben Zwangssterilisationen?

Die negativen Folgen, unter denen die Opfer von Zwangssterilisationen ihr komplettes Leben leiden, zeigen sich auf vielen unterschiedlichen Ebenen.

Vor allem der psychologische Faktor und die Tatsache, sich einer Operation unterziehen zu müssen, da die betreffende Person ansonsten nicht von der Gesellschaft anerkannt worden wäre, sollte in diesem Fall nicht unterschätzt werden.

Die Entschädigungen, die nun durch neue Vorgaben in den Niederlanden auf den Weg gebracht werden sollen, wirken finanziell. Die alte Gesetzgebung und deren Auswirkungen werden die Opfer jedoch ihr Leben lang begleiten.

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In diesem Zusammenhang sollte jedoch auch erwähnt werden, dass die Stimmen gegen Zwangssterilisationen immer lauter werden und die Community Unterstützung aus den unterschiedlichsten Bereichen erfährt. Dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich hier in den kommenden Jahren noch viel verändern wird.

 

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