Schwul in den 1970ern – was sagte eigentlich Dr. Sommer?
Keine Frage: Beim Schwulsein handelt es sich natürlich nicht um eine Art von Trend, die in den 1970ern, der Zeit der „freien Liebe“ aufkam und irgendwann „normal“ geworden ist. Dennoch begann das Thema Homosexualität gerade in der Zeit der 1970er Jahre eine immer wichtigere Rolle zu spielen.
Auch wenn sich bereits viele Römer in der Antike zueinander hingezogen fühlten, sorgten vor allem die 1970er Jahre dafür, dass sich die Öffentlichkeit immer mehr mit diesem Thema befasste. Kein Wunder! Immerhin waren es auch gerade die 70er und deren ganz besonderes Lebensgefühl, die dafür sorgten, dass sich unter anderem auch viele angesagte Stars outeten.
Doch was sagte eigentlich Dr. Sommer dazu? Was riet er Jugendlichen, die für sich erkannt hatten: „Ja, ich bin schwul!“?
BRAVO und Schwulsein – ein ganz besonderes Thema
Schon in den 1970er Jahren diente die BRAVO als beliebter „Ansprechpartner“ für alle, die ihre eigene Sexualität entdecken wollten. Dementsprechend ist es verständlich, weswegen im Magazin unter anderem auch über das Schwulsein berichtet wurde.
In den Berichten über schwule Stars wurde hier weitestgehend neutral bzw. positiv berichtet. Man informierte die Leserschaft ausgiebig über das Coming Out der Betroffenen und gab so hilfreiche Einblicke in eine Welt, die (zumindest damals noch) mit etlichen Tabus behaftet war.
So fügte sich das Schwulsein auf harmonische Weise in die Aufklärungszeit innerhalb des wohl bekanntesten Jugendmagazins Deutschlands ein.
Dr. Sommers Reaktionen auf Leserbriefe von Schwulen
Wer damals Angst hatte, mit seinen Eltern oder Freunden über das Schwulsein und ein mögliches Coming Out zu sprechen, wandte sich nicht selten an Dr. Sommer. Auf den berühmten Doppelseiten tummelten sich die Probleme der Jugendlichen.
Ein Blick in die Schreiben der 1970er Jahre zeigt: viele Gays – sowohl Mädchen als auch Jungen – waren verwirrt als sie erkannten, dass sie sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlten. Selbstverständlich wäre ein modernes Magazin wie die BRAVO unglaubwürdig geworden, wenn sie bzw. Dr. Sommer mit altmodischen Moralvorstellungen geantwortet hätte. Ganz so freizügig und nach dem Motto „Erzähle deinem Umfeld von deiner Homosexualität!“ fiel die Reaktion jedoch dann auch nicht aus.
Stattdessen wurde oft darauf verwiesen, dass der Schreiber bzw. die Schreiberin sich offensichtlich nicht in einer Findungsphase befände, dementsprechend wahrscheinlich von ihren Gefühlen ein wenig verwirrt sei und deswegen so fühle. Gleichwohl wurde jedoch auch schon hier auf einen respektvollen Umgang mit diesem spannenden Thema geachtet… auch wenn die Art des Antwortens suggeriert, dass die Wahrscheinlichkeit, doch hetero zu sein und sich aktuell nur auszuprobieren, höher ist.
Dr. Sommer heute – keine besonderen Unterschiede zwischen schwul, lesbisch, bi und hetero
Wer sich heute die Zeit nimmt, durch die aktuellen Leserbriefe von Dr. Sommer zu stöbern, erkennt schnell, dass in der Regel kein Unterschied mehr zwischen schwul, lesbisch, bi und hetero gemacht wird. Antworten rund um Liebeskummer, Streitigkeiten in der Beziehung usw. können immerhin mittlerweile fernab von dem jeweiligen Geschlecht gegeben werden. Hier braucht es – abgesehen es geht explizit um Coming Outs und ähnliche Gay Themen – keine gesonderten Ratschläge mehr.
Beziehung ist Beziehung und die Liebe zu einem Menschen wird hier schon lange nicht mehr nur über das Geschlecht definiert. Dennoch gehört die BRAVO sicherlich zu den Medien, die vergleichsweise früh erkannt haben, dass es „nicht schlimm“ ist, schwul bzw. lesbisch zu sein. Das Magazin ist hier seiner Linie treu geblieben und gilt dementsprechend als Vorreiter für moderne Liebe und alle Probleme, die sich hieraus mitunter ergeben können.
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